Lese-Rechtschreib-Schwäche
Als Legastheniker bezeichnet man heutzutage allgemein Menschen, die überdurchschnittliche Schwierigkeiten beim Erlernen des Lesens und/oder der Schriftsprache haben, obwohl sie über eine 'normale' Intelligenz verfügen. In den meisten Fällen haben die betroffenen Kinder nicht nur mit dem Schreiben große Probleme, sondern entwickeln auch gegen das Lesen eine Abneigung, da es ihnen sehr schwer fällt. Im Laufe der Schulzeit wirkt sich die Legasthenie auf fast alle Schulfächer aus, da das Lesen und Schreiben zentraler Bestandteil aller Fächer ist.
Legasthenie ist eine resistente Störung (Sprachentwicklungsstörung), deren Hauptmerkmal eine ausgeprägte Beeinträchtigung der Entwicklung der Lese- und Rechtschreibfähigkeit ist. Mit einer präzisen Diagnostik, einer klaren Lernstrategie und einem einfühlsamen Unterrichtsstil können Legastheniker ihre Schwierigkeiten Schritt für Schritt überwinden.
Legasthenie wird in der Regel während der Schulzeit festgestellt. Es gibt einen Test, der schon im Vorschulalter auf eine Legasthenie Hinweise gibt - das Bielefelder Screening. Ab der ersten Klasse erzielt man zur Zeit mit der Hamburger Schreibprobe gute Einsichten in den Schriftsprache - Entwicklungsstand der Grundschüler. Besonders förderbedürftige Kinder werden hiermit gut erkannt.
Die Schulen, bzw. die Lehrkräfte sind gehalten, den besonderen Förderbedarf der Kinder per Klassenkonferenz festzustellen und ihnen Förderunterricht zu erteilen. Dieser Förderunterricht muss dokumentiert werden, und nach Absprache mit den Eltern wird die Rechtschreibnote vorerst ausgesetzt. In Hessen ist dies derzeit z.B. bis einschließlich der 10. Klasse möglich, der neue Erlass (noch in Arbeit) sieht sogar einen Notenschutz bis zum Abitur vor. Leider ist die Fortbildung oder Ausbildung der Lehrer und Lehrerinnen im Bereich der Legasthenie nicht gut. So passiert es immer wieder, dass Legastheniker zu spät oder gar nicht erkannt werden. Auch die Förderlehrer/innen in der Schule sind oft nicht genügend geschult und werden mit den Problemen alleine gelassen.
Ist eine legasthene Störung sehr ausgeprägt, so dass eine drohende seelische Behinderung befürchtet werden muss, wird eine außerschulische, individuelle Förderung und Therapie notwendig. Mit einer fachärztlichen Diagnose und einer differenzierten Stellungnahme des/der zuständigen Lehrers/Lehrerin können die Erziehungsberechtigten versuchen, die Kosten für eine Legasthenietherapie beim örtlichen Jugendamt nach den Richtlinien des neuen KJHG (Kinder- und Jugendhilfegesetz) über den § 35a erstattet zu bekommen
Legasthenietherapie
Eine Legasthenietherapie stellt das legasthene Kind in den Mittelpunkt der Förderung und arbeitet mit dessen positiven Ressourcen. Die Therapie erstreckt sich in der Regel über zwei Jahre und bezieht Lehrer/innen und Eltern regelmäßig in die Entwicklung ein. In unserem Konzept (AG Päd. Lernförderung e.V.) wird anfangs einzeln gearbeitet, später auch in kleinen Gruppen von bis zu drei Kindern, im Durchschnitt mit zwei Stunden pro Woche. Das verwendete Fördermaterial richtet sich nach den Bedürfnissen der Kinder. Auf eine Stärkung von Selbstbewusstsein und Motivation der Schüler wird sehr viel Wert gelegt. Rund 70% der Legastheniker in den Einrichtungen sind Jungen.
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