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Kleine Tipps zur Einschulung
aus:
Rituale geben Sicherheit
von Uta Reimann-Höhn u. E. Diekemper.
Für die Schulzeit können Kinder, Eltern und Lehrer und Lehrerinnen Rituale gut gebrauchen. Sie bieten Unterstützung, um dem Zusammenleben eine verlässliche Orientierung zu geben. Rituale gliedern die Schulzeit, erfüllen sie mit Spannung und geben jedem einzelnen Kind psychischen Halt. Aufnahmefeiern, Sommerfeste, Verabschiedungen, Geburtstage und Weihnachtsfeiern finden sich nahezu in jeder Schule.
'Schon bei seinem Bruder Tilmann hatte der 6jährige Thomas das Ritual der Einschulung miterlebt. Das gemeinsame Basteln der Schultüte, der Besuch eines Gottesdienstes am ersten Schulmorgen, die feierlichen Worte der Rektorin der Grundschule und das obligatorische Theaterstück der Drittklässler waren auch seine Erlebnisse am ersten Schultag. Ohne Angst und Unsicherheit konnte
er deshalb mit seiner Schultüte im Arm der neuen Lehrerin ins Klassenzimmer folgen und seine Eltern auf dem Schulhof zurück lassen.'
Nicht alle Kinder finden gleich in den ersten Tagen ihren Platz in der neuen Gemeinschaft. Vielen fällt es schwer, die fremden Räume, die unterschiedlichen Gesichter und die zuständige Lehrerin oder den Lehrer sofort zu mögen und sich auf das Lernen einzustellen.
Das Schulsystem stellt eine Menge Anforderungen an die neuen Schüler und Schülerinnen, die nicht von allen problemlos erfüllt werden können. Das regelmäßige, frühe Aufstehen kann schon am Morgen zu Streit und Hektik führen. Erst kommt das Kind nicht aus dem Bett, dann nicht schnell genug in seine Kleidung, zu guter Letzt hat es keine Zeit mehr zum frühstücken und vergisst in der Eile vielleicht noch ein wichtiges Heft für den Unterricht oder sein Frühstück.
Falls ein Schulalltag regelmäßig mit solch einem Morgendrama beginnt, ist es höchste Zeit die Bremse zu ziehen. Ein schlechter Start in die erste Schulstunde führt auf Dauer dazu, dass das Kind überhaupt nicht mehr aufstehen möchte. Es verschläft absichtlich, bekommt vielleicht Magenschmerzen und klagt häufig über Schulunlust. Mit Ritualen kann ein solcher Tagesbeginn deutlich erleichtert werden.
'Susanne (6) hat sich riesig auf den Schulbesuch gefreut, aber morgens ist sie kaum aus dem Bett zu kriegen. Immer wieder muss sie gerufen werden, damit sie aufsteht. Sie träumt schläfrig vor sich hin, zieht sich nur an wenn jemand daneben steht und vergisst regelmäßig das Zähneputzen. Mit jeder Minute, die Susanne länger braucht, steigt die Hektik in der Familie. Schließlich steht ihre Mutter neben ihr, um sie anzuziehen, während Susannes Vater das Schulbrot macht und ihren Ranzen packt. Die Eltern beschließen, dass es so nicht weitergehen soll.
Jeden Abend pünktlich um 7 Uhr vor dem Abendessen bereitet Susanne nun den folgenden Tag mit ihrem Vater vor. Sie ordnen den Ranzen gemeinsam, suchen passende Kleidung heraus und schauen in den Kühlschrank, um das Frühstück zu besprechen. Dann erhält Susanne noch den Auftrag, die Eltern morgens zu wecken. Susanne bekommt dafür einen eigenen Wecker, der fünf Minuten vor der Uhr der Eltern klingelt. Nach dem Wecken liegt die Familie noch zehn Minuten zusammen im Bett, um dann gemeinsam aufzustehen. Während die Eltern das Frühstück vorbereiten, hat Susanne genügend Zeit, um sich anzuziehen. Susanne muss zwar anfangs noch Ab und Zu unterstützt werden, aber von Tag zu Tag klappt das Aufstehen nun besser.'
Die vielen unterschiedlichen Anforderungen machen manchen Kindern große Probleme, die bei einigen dazu führen können, sich ganz vom Unterrichtsgeschehen zurückzuziehen und sich aus Unsicherheit oder Angst nicht mehr zu beteiligen.
Ihre Angst aufgerufen zu werden ist groß, und vor lauter Herzklopfen können sie sich nicht mehr auf die richtige Antwort konzentrieren. So passiert es, dass sie aus lauter Nervosität ihr Wissen nicht demonstrieren können und schlechte Noten, Tadel oder im schlimmsten Fall auch Hohn und Spott von den Mitschülern und Mitschülerinnen einstecken müssen. Dies führt dazu, dass sie noch mehr Angst entwickeln und sich in einen unheilvollen Teufelskreis begeben. Diese schüchternen und ängstlichen Kinder können jedoch lernen, mit der angst besetzten Situation umzugehen, und Rituale in Form von Schul-Rollenspielen können ihnen dabei gut helfen.
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